
Idyllisches Farmland im Ottawa Valley
Da der Algonquin Park keine natürlichen Grenzen hat, durchfuhr ich auf dem Weg nach Ottawa zunächst weiterhin eine Wildnis wie im Park. Später wechselte die Landschaft in Farmland. Beim Ottawa
River hatte ich die Wahl zwischen dem Standstreifen auf dem Trans Canada Highway auf der Seite von Ontario oder einer kleinen Landstraße auf der Seite von Quebec, da der Ottawa River die Grenze
zwischen diesen Provinzen bildet. Natürlich entschied ich mich für die kleine Landstraße. Sobald ich den Ottawa River querte und nach Quebec kam, gab es nur noch französische Texte. Die
englischsprachigen Provinzen führen alles zweisprachig aus. Nicht so in Quebec. Hier spart man sich meistens das Englische, inclusive der Verkehrsschilder. Ich hatte das Gefühl, auf einmal in
einem anderen Land zu sein.
Meine Rechnung mit der kleinen Landstraße ging überhaupt nicht auf. Der Verkehr war wie auf einem großen Highway und es waren besonders viele LKW unterwegs. Und leider konnte ich nicht
ausweichen. Die Straße schien schon oft asphaltiert worden zu sein, denn sie war immer 15 bis 30 cm höher als der schmale, grobe Schotterstreifen rechts der Fahrbahn. Die Autos mussten bei
Gegenverkehr in meinem Tempo hinter mir fahren und auf eine Überholmöglichkeit warten. Das sahen aber nicht alle Autofahrer und besonders die LKW-Fahrer so. Viele zischten mit nur 30 bis 50 cm
Abstand, ohne die Geschwindigkeit zu reduzieren, an mir vorbei. Ich hatte zum ersten Mal richtige Angst. Nach einigen Kilometern änderte ich mein Verhalten. Bisher fuhr ich so weit rechts, wie es
nur ging. Immer der Gefahr ausgesetzt, von der Fahrbahn abzukommen und im Schotter zu landen, was unweigerlich zum Sturz geführt hätte. Durch dieses Verhalten animierte ich viele Fahrer, sich an
mir vorbeizudrängeln. Nun fuhr ich im rechten Drittel der Fahrbahn und zwang die Autofahrer, hinter mir zu bremsen, um mich durch Spurwechsel zu überholen. Das löste bei vielen Verärgerung
aus, aber das war mir herzlich egal. Meine Sicherheit war mir wichtiger. Optisch hatte ich hochgerüstet. Über Rucksack und Helm stülpte ich die knallgelben Regenhüllen und, von den kanadischen
Radlern abgeguckt, kaufte ich mir vor einiger Zeit ein auffällig blinkendes, rotes LED-Licht. Das kam jetzt zum Einsatz. Meine Strategie ging auf und ich konnte wenigstens etwas entspannter
fahren. Zum Glück gab es nach gut 20 KM kleine Schotterpisten zwischen der Landstraße und dem Fluss, sodass ich mich zwar in Schlangenlinien, aber gemütlich Ottawa nähern konnte. In dem Ort
Aylmer schlief ich in einem Park meine letzte Nacht in Quebec.
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