
So nah und doch so fern!
Auf dem Weg zur Fähre waren nur wenige Autos unterwegs. Schließlich war es Sonntagmorgen. Die Fähre jedoch war restlos voll. Doch ein Fahrrad geht immer.
Als das Schiff sich der Küste näherte, sah ich schon das Unvermeidbare auf mich zukommen. Natürlich landete ich bei Meereshöhe "0" an. Keine 100 m hinter der Rampe ging es steil bergauf. Bei
einer Buskehre hielt ich, um die Jacke auszuziehen und dabei sah ich die Linie 250 "Vancouver Downtown". Da wollte ich hin. Ich kämpfte mit dem inneren Schweinehund, aber der Stolz siegte. Zumal
ich ein Schild "Bike Route" und "TCT" sah. Erfreut folgte ich den Hinweisen. Die Bike-Route verlief sich im Straßengewirr und der TCT wurde ein steiler, schmaler Kraxelpfad. Erst versuchte ich
das Rad dort hinaufzuwuchten, aber mehr als dass ich mir den Pullover an den dicht beieinanderstehenden Bäumen mit Harz vollsaute, erreichte ich nicht. Leute, ich denke, der TCT ist auch für
Radfahrer und Reiter! Und die Bucht hier heißt auch noch "Horseshoebay". Also musste das Navi wieder ran: 45 km, das ging ja. Die Strecke führt immer an der Küste entlang durch schöne
Villenvororte mit gepflegten Gärten und auffallend vielen Autos von drei deutschen Premiummarken. Ich nahm natürlich jede Bucht und Landzunge mit. Dies scheint auch die Hausstrecke der
Freizeitrennradler zu sein, denn diese kamen mir in Scharen entgegen oder überholten mich. Die meisten mit einem freundlichem Radlergruß. Immer wieder sah ich am gegenüberliegendem Ufer mein
Ziel: die Skyline von Downtown-Vancouver. Aber es wollte einfach nicht näher kommen. Und dann auch noch das: Serpentinen, steil hoch. Wieder runter. Wieder hoch. Und wieder musste ich aus dem
Sattel und weit vorgebeugt diese 160 iger-Anstiege angehen. "160 iger" nenne ich mittlerweile die Anstiege, die mich zum Puls 160 und mehr bringen. Und was überholte mich im 30-Minuten-Takt? Der
250 iger Bus!!! Aber jetzt wollte ich es wissen. Verbissen ignorierte ich jede Haltestelle. Natürlich überholten mich auch die Rennradler und einige reckten dabei anerkennend den Daumen hoch.
Einer drehte sich nach mir um, sah wohl, dass es sich um keinen ganz so jungen Kerl handelte und rief: "Whow, what a man". Das machte stolz, spornte an und ich passierte das Schild "Vancouver".
Eine steile Herausforderung kam noch, ich nenne es mal die "Köhlbrandbrücke" von Vancouver. Doch auch die packte ich ohne absitzen zu müssen und dann flitzte ich überwiegend bergab zum Hostel.
Dort die große Überraschung. Ich hatte über das Portal trivago gebucht und dort wurde ein Einzelzimmer der Economy Class aufgeführt. Ich hatte mich schon über den sensationellen Preis von $ 99,-
für drei Nächte gefreut. Vor Ort entpuppte sich das dann als ein Bett im 4-Personenzimmer. Das teilte ich mir dann mit einem Chinesen und einem weiteren Deutschen. Ein "privatroom" hätte noch
mehr gekostet als in Victoria. Nämlich $ 300,-. Aber die Erfahrung war ganz witzig, der Chinese war zwar maulfaul aber freundlich (er schnalchte nicht aber fulzte) und der Deutsche war nie
da. Der Chinese reiste dann ab und es kam ein Mexikaner, auch gut - viva Mexico.
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Christiane Metz (Mittwoch, 11 Oktober 2017 17:26)
nein - das war ja fürchterlich und dann noch das 4-Bett Zimmer - zum verzweifeln,
aber man hat die Strapazen gemeistert.